Ein Megatrend, der die Entwicklung im Bereich der Sachwerte in den letzten Jahrzehnten geprägt hat, ist die Urbanisierung. Mit Blick auf Europa kann man sagen, dass dieser Prozess in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere nach 1950, sehr dynamisch verlief. In den 1990er Jahren schwächte sich das Tempo zwar ab, aber Urbanisierung ist und bleibt ein wichtiger Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung. Dadurch sind europäische Städte zu bedeutenden Zentren für Bildung und Innovation geworden. In einer immer stärker wissensbasierten Welt sind sie es, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
Obwohl Europa bereits überwiegend städtisch geprägt ist, wird die sich die Urbanisierung in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass der Anteil, der in städtischen Gebieten lebenden Bevölkerung bis 2050 auf über 80 Prozent steigen wird. Dies bedeutet, dass die städtische Bevölkerung in den nächsten 20 bis 25 Jahren weiter zunehmen wird, selbst in den Ländern, die mit einer schrumpfenden Gesamtbevölkerung zu rechnen haben.
Politische Entscheidungsträger, Forscher und Stadtbewohner beschäftigen sich daher seit langem mit der Zukunft der Städte. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Rolle städtischer Gebiete bei der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft und bei der Lösung wichtiger globaler Probleme, wie beispielsweise Klimawandel, Armutsbekämpfung oder der Versorgung der Bevölkerung mit angemessenem und leistbarem Wohnraum, stärker anerkannt wird.
Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen Städte Investoren und Einwohner davon überzeugen, dass sie ein sicheres Umfeld bieten, in dem Menschen leben und Investoren ihre Gelder investieren möchten. Urbanisierung wird ein transformativer, aber uneinheitlicher Prozess sein, der differenzierte Antworten erfordert. Städte schaffen Wohlstand, fördern die Entwicklung, erfüllen Wünsche, nutzen den menschlichen Fortschritt und setzen zunehmend neue Technologien ein, um vielfältige Herausforderungen zu bewältigen.
Die Urbanisierung im 21. Jahrhundert ist und bleibt kein singulärer Weg, sondern umfasst unterschiedliche Wachstumspfade und viele mögliche Zukunftsszenarien. Trotz der Vielfalt an Möglichkeiten ist es wichtig, wünschenswerte Ergebnisse herauszuarbeiten, die Städte gerechter, integrativer, produktiver, grüner, kompakter, fußgängerfreundlicher und gesünder machen. Zukünftige Stadtbevölkerungen werden mit der Infrastruktur und den Planungsentscheidungen leben, die wir heute treffen.
Um die Kraft der Städte für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung freizusetzen, bedarf es ehrgeiziger Maßnahmen. Im Kern kommt es dabei auf eine kompakte, vernetzte und koordinierte Nutzung städtischer Flächen an. Die Förderung der Dichte ist von entscheidender Bedeutung, um zu verhindern, dass es zu ausufernden, ineffizienten und klimaanfälligen Wachstumsentwicklungen kommt. Dabei ist die Qualität der Dichte entscheidend. „Gute oder intelligente Dichte“ bedeutet funktional und sozial gemischte Quartiere mit Zugang zu Grünflächen, angemessenem, bezahlbarem und klimafreundlichem Wohnraum für alle und hochwertigen öffentlichen Verkehrsnetzen. Städte müssen also smart werden.
Was ist eine Smart City? Eine allgemeingültige Definition gibt es derzeit nicht. Der Begriff Smart City ist Ende der 1990er Jahre entstanden. Damals wurde er durch die Entwicklungsstrategien der Städte im asiatisch-pazifischen Raum geprägt, die durch den verstärkten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bestimmt wurden. Mit diesem ersten Auftauchen des Begriffs „Smart City“ ist ein bis heute zu beobachtender technologischer Smart City Ansatz verbunden, nach dem urbane Prozesse und Dienstleistungen in einer vernetzten Stadt effizienter und effektiver gestaltet werden können. Da jedoch in den letzten Jahrzehnten immer mehr Smart-City-Projekte auf den Weg gebracht wurden, werden die Herausforderungen, Bedürfnisse und Interessenkonflikte von Städten und Bürgern immer deutlicher, die sich bei einer rein technologiefokussierten Umsetzung ergeben. Dies hat zu einem ganzheitlichen Ansatz des Smart-City-Konzepts geführt, bei dem es zu einem Ausgleich zwischen sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen, menschlichen, kulturellen und technologischen Aspekten kommt. Die Idee der Smart City ist deshalb heute eng mit einer vernetzten, effizienten und innovativen „grünen Stadt“ verbunden, bei der die Bürger im Mittelpunkt stehen.
Wenn wir Smart Cities aus dieser ganzheitlichen Perspektive betrachten, wird deutlich, dass die Entwicklung von Smart Cities eine Notwendigkeit zur Bewältigung der städtischen Herausforderungen und kein Selbstzweck ist. Um „smart“ zu sein, müssen Städte daher auf die Anliegen und Bedenken ihrer Bewohner eingehen.
Die Idee der Smart City geht mit der Nutzung digitaler Technologien einher. Gleichzeitig stellt es eine Reaktion auf die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen dar, mit denen postindustrielle Gesellschaften konfrontiert sind. Es wird oft gesagt, dass Smart Cities unser Leben in der städtischen Zukunft verändern werden. Es sind Städte, die Daten von Sensoren und Videokameras nutzten und in denen alles von Mülleimern bis hin zu Straßenlaternen vernetzt ist. Der skizzierte ganzheitliche Ansatz geht jedoch darüber hinaus: Smart Cities werden durch einen Entwicklungsansatz vorangetrieben, der sowohl von Erwartungen und Wünschen der Regierungen als auch von denen der Unternehmen und der Bewohner abgeleitet wird.
Es geht darum, die digitale und analoge Welt zu verknüpfen. Digitalisierung muss als Instrument, nicht als Ziel gesehen werden. Dieses Instrument ermöglicht es Kommunen, die Lebensbedingungen ihrer Bürger zu verbessern. Damit Städte und Kommunen ihre smarte Zukunft bekommen, müssen Politik und Verwaltung in der Lage sein, die Menschen vor Ort mitzunehmen – und auch weniger digital versierte Gruppen einzubeziehen. Analoge und digitale Angebote müssen für alle Interessengruppen, die Zivilgesellschaft und regionale Unternehmen gemeinsam angeboten werden und verfügbar sein.
Um den Übergang zu einer Smart City zu schaffen, müssen viele Städte auf den privaten Sektor zurückgreifen, um die notwendigen Maßnahmen zu finanzieren. Institutionelle Anleger, die auf der Suche nach langfristig planbaren Erträgen sind, gelten seit langem als ideale Finanzierungsquellen für solche Projekte. Um jedoch die Komplexität eines einzelnen Projekts zu verstehen, reicht ein eindimensionaler Ansatz aus Immobilien- oder Infrastrukturperspektive nicht mehr aus. Wir müssen die Wissenspools im Immobilien- und Infrastrukturbereich miteinander verbinden und in einem kombinierten Ansatz zusammenführen, um künftig jedes Projekt oder jede Investition in einer Stadt verstehen, analysieren und bewerten zu können. Unabhängig davon, ob es sich um Immobilien oder Infrastruktur handelt.