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Vorsicht Steuerfalle

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Unschöne Bescherung: Vorweihnachtliche Steuerrazzien in deutschen Unternehmen

Wenn Steuerrisiken zu Reputationsrisiken werden

Der Umstand, dass unangemeldet die Zollbehörden – quasi die „waffentragende Truppe der Finanzverwaltung“ – in der Vorweihnachtszeit bei einigen Unternehmen vor der Tür standen, dürfte für einige rot-glühende Gesichter gesorgt haben.

Die Berichterstattung zeigt deutlich, wie schnell Steuerrisiken nur aus üblichen, „unterschiedlichen Auslegungen des Steuerrechts“ zu Brandbeschleunigern für Reputations- und strafrechtliche Risiken werden können – insbesondere in Deutschland, wo trotz des Nationalsports „Steuersparen“ gerne mit dem Finger auf solche Fälle gezeigt wird. Selbst wenn am Ende eine Razzia ohne Ergebnis bleibt – der Reputationsschaden hinterlässt einen unschönen Fleck auf der Weste.  Und für Unternehmen, die ohnehin wegen der schwächelnden Wirtschaft, mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben, kommen ungeplante Steuernachzahlungen zur Unzeit.

Organisiertes Chaos im Steuerrecht erhöht Steuerrisiken für Untenehmen …

Das Problem: Vielfach tappen Steuerpflichtige im organisierten Chaos der Steuergesetze im Dunkeln, wie diese in der Praxis umzusetzen sind. Die Kosten der Unternehmen die zunehmende Bürokratie aus unklaren Gesetzen durch Heerscharen von Steuerexperten umzusetzen, stehen selten im Verhältnis zum steuerlichen Mehrergebnis – und bringen dem Unternehmen keinen Cent mehr Umsatz. Die Verschärfung der Steuergesetze verkennt zudem, dass diese selten der Eindämmung von Steuerhinterziehung dienen, weil Kriminelle sowieso am Gesetz vorbei arbeiten, Schlupflöcher finden und  diese in missbräuchlicher Weise nutzen. Es trifft damit die Unternehmen, denen eigentlich nur die Steuergesetze richtig einhalten wollen.

… und Chancen der Finanzbehörde für Steuermehreinnahmen

Die Frage, ob, wann, in welcher Höhe und unter welchen Voraussetzungen Steuern zu zahlen sind, ist oft nur schwer zu beantworten. Gesetze sind bewusst abstrakt formuliert, um auf viele Fälle anwendbar zu sein – doch die Realität ist meist erheblich komplexer. Das „Gesamtbild der Umstände“, auf das die Finanzverwaltung häufig abstellt, stimmt dazu selten mit der Sichtweise des Steuerpflichtigen überein. Insofern  ist das Risiko hoch, dass das Finanzamt zur Anwendung der Gesetze eine andere Auffassung vertreten kann. Hinzu kommt, dass der Staat nennenswerte Haushaltlöcher stopfen muss und die Finanzbehörden daher naturgemäß versuchen, mehr Sachverhalte aufzugreifen, da wo sie ausreichend Finanzkraft vermuten. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Unternehmen Mühen, Kosten und Zeit scheuen, sich mit dem Finanzamt zu streiten und in solchen Fällen Kompromisse eingehen, die zu ungeplanten Mehrbelastungen für das Unternehmen, aber zu willkommenen Mehreinnahmen für das Staatssäckel führen. Wie passt das mit den Grundprinzipien der Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit oder der  Steuergerechtigkeit zusammen?

Organisiertes Chaos im Steuerrecht

Die Lösung: Damit es nicht zu solchen Konflikten kommt, sollten Unternehmen präventiv handeln. Zu den wirksamsten Maßnahmen gehören:

✅ Etablierung interner Prozesse und Kontrollsysteme, um die Einhaltung von Steuervorschriften sicherzustellen und Risiken frühzeitig zu identifizieren (Tax Risk Management).

✅ Kontinuierliche Überwachung von Steuerrechtsänderungen, um potenzielle Risiken rechtzeitig zu erkennen – aus bestehenden Gesetzen, neuen Vorschriften oder geänderter Rechtsprechung.

✅ Regelmäßige Überprüfung und Anpassung von Strukturen und Verträgen im Hinblick auf Steueränderungen.

✅ Risikovorsorge gegen Steuerrisiken, z. B. durch verbindliche Auskünfte oder Steuerversicherungen, um ungeplante Liquiditätsabflüsse, Reputations- und Strafrechtsrisiken zu minimieren.

Nice to know: Steuerrisiken, z. B. aus Rechtsunsicherheiten bei der Auslegung von Vorschriften zur Scheinselbstständigkeit oder (Einfuhr-)Umsatzsteuer, lassen sich heutzutage effizient versichern: liquiditätsschonend, haftungsmindernd und schnell.

Unschöne Bescherung

Steuern sind organisiertes Chaos: Die Gesetze führen dazu, dass die Chance, eine Steuer richtig zu erklären, genauso hoch ist, wie es falsch zu machen!

Martina Sradj
Geschäftsführerin 1 AHEAD GmbH

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