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Deutsche Kommunen: Beliebte Partner unter wachsendem Druck

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Deutsche Kommunen: Beliebte Partner unter wachsendem Druck

Wirtschaftliche Resilienz

Deutsche Kommunen gelten traditionell als äußerst attraktive Partner für Investoren. Ihre Rolle als Nutzer und Auftraggeber wird insbesondere aufgrund ihrer Verlässlichkeit und stabilen Rechtslage geschätzt. Für Investoren bieten kommunale Projekte – von Infrastrukturmaßnahmen bis hin zu Wohnbauprojekten – eine Kombination aus langfristiger Planungssicherheit und gesellschaftlichem Mehrwert. Doch die aktuelle Wirtschaftslage stellt auch diese Vorzeigepartner vor erhebliche Herausforderungen, die sich zunehmend in ihrer Zahlungsmoral niederschlagen.

Die anhaltende Wirtschaftskrise hat vielerorts tiefe Spuren in den Haushalten der Städte und Gemeinden hinterlassen. Defizite in Milliardenhöhe prägen die kommunalen Finanzen und zwingen viele Kommunen zu drastischen Einsparungen. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach öffentlichen Investitionen hoch, insbesondere in Bereichen wie Bildung, Verkehr und Digitalisierung. Dieser Spagat zwischen wachsenden Anforderungen und begrenzten finanziellen Mitteln führt dazu, dass öffentliche Auftraggeber ihre Rechnungen zunehmend verspätet begleichen.

Jede fünfte kommunale Rechnung überfällig

Zu diesem Sachverhalt berichtete beispielsweise auch die Leipziger Volkszeitung am 6. Januar 2025. Laut einer Umfrage des Bauindustrieverbands Ost vom vergangenen August leidet mit 54 Prozent mehr als jede zweite Baufirma unter Zahlungsverzug der öffentlichen Hand. Der Verband vertritt die Interessen von 260 größeren Unternehmen mit 20.000 Beschäftigten in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Die befragten Baufirmen sprechen oft von „vorsätzlichem Zahlungsverzug“ ihrer Auftraggeber.

Eine Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigt, dass etwa jede fünfte kommunale Rechnung in Deutschland überfällig ist. Im Durchschnitt warten Unternehmen fast anderthalb Monate auf die Begleichung ihrer Forderungen. Diese Verzögerungen werden oft durch die angespannte Haushaltslage begünstigt, die Kommunen dazu verleitet, Zahlungsfristen auszureizen, um kurzfristig Liquidität zu sichern. Besonders betroffen ist dabei die Bauwirtschaft, die ohnehin unter einer massiven Krise leidet.

Zusammenarbeit abhängig von klaren Vertragsstrukturen

Für Investoren und Assetmanager stellt dies eine neue Dimension der Herausforderung dar. Während deutsche Kommunen nach wie vor als vertrauenswürdige Partner gelten, wird das Bild von ihrer Stabilität durch die schleppenden Zahlungsweisen getrübt. Dies birgt das Risiko, dass Projekte ins Stocken geraten und finanzielle Belastungen für Auftragnehmer und Dienstleister entstehen.

Gleichzeitig zeigt die Situation, wie eng die wirtschaftliche Gesundheit der Kommunen mit ihrer Funktion als zuverlässige Partner für Investoren verknüpft ist. Eine nachhaltige Finanzplanung und die Einhaltung von Zahlungsfristen sind essenziell, um das Vertrauen in kommunale Projekte aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite müssen Unternehmen und Investoren sich stärker darauf einstellen, dass auch öffentliche Auftraggeber unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen anfällig für Verzögerungen sind.

Die Anziehungskraft deutscher Kommunen als Investitionspartner bleibt unbestritten, doch die wirtschaftliche Realität fordert sowohl von der öffentlichen Hand als auch von den privaten Akteuren ein Umdenken. Klare Vertragsstrukturen, finanzielle Absicherungen und ein realistisches Verständnis für die wirtschaftliche Lage der Kommunen werden in den kommenden Jahren entscheidend sein, um eine verlässliche Zusammenarbeit sicherzustellen.

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