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ESG als strategische Notwendigkeit – nicht nur als Regulierungspflicht

‚Wert schaffen durch Verantwortung: ESG als Hebel für Performance und Zukunftssicherheit‘

Kapitel 4 der 6-teiligen Reihe „IMMOBILIENSTRATEGIE 2025+: REVITALISIERUNG, REPOSITIONIERUNG, ZUKUNFTSSICHERUNG“

ESG ist mehr als ein regulatorisches Stichwort – es ist ein strategischer Imperativ. In der institutionellen Immobilienwelt wird ESG häufig noch als bürokratische Pflicht wahrgenommen. Doch wer ESG nur als lästige Berichtspflicht oder reines Compliance-Thema behandelt, verschenkt Potenzial. Denn ESG-konformes Handeln hat längst Einfluss auf Marktzugang, Bewertung, Finanzierungsfähigkeit – und nicht zuletzt auf die Performance.

In diesem Kapitel zeigen wir, warum ESG tief in die Asset-Strategie integriert werden muss, welche Fehler vermieden werden sollten, wie sich Maßnahmen konkret in Wertsteigerung übersetzen lassen und was GalCap aus der Praxis erfolgreicher ESG-Revitalisierungen gelernt hat.

Die drei größten Fehler bei der ESG-Integration

  1. ESG als nachgelagerte Pflichtübung: Viele Investoren und Assetmanager behandeln ESG-Kriterien erst im Nachgang und mit einem kurzfristigen Betrachtungshorizont – etwa zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen. Damit wird ESG zum Kostenfaktor statt zum strategischen Erfolgshebel. Richtig wäre, ESG bereits in die Objektanalyse, die Investitionsentscheidung und die Businessplanung einzubeziehen.
  2. Fokus auf E, Ignoranz bei S und G: Zwar rückt die Energieeffizienz zunehmend in den Fokus, doch viele ignorieren soziale Aspekte (z. B. Mieterzufriedenheit, Barrierefreiheit, Nutzungsmischung) und Fragen der Governance (z. B. Transparenz in Dienstleistungsverträgen, Risikomanagement, Kontrolle). Nur ein ganzheitlicher ESG-Ansatz wird langfristig tragfähig und glaubwürdig sein.
  3. Keine Verbindung zur ökonomischen Logik: Wer ESG-Maßnahmen nicht mit wirtschaftlichen Zielen verbindet, riskiert ineffiziente Entscheidungen. Nachhaltigkeit muss als Teil der Wertschöpfungskette begriffen werden – nicht als moralisches Extra.

Wie sich ESG-Anpassungen direkt in Wertsteigerung übersetzen

Die Integration von ESG-Maßnahmen führt nicht nur zu regulatorischer Konformität, sondern wirkt sich konkret auf die Objektqualität, Nachfrage und Finanzierungskonditionen aus.

Drei zentrale Wirkmechanismen kommen zum Tragen:

  • Reduktion des Wertverfallsrisikos: Gebäude, die ESG-Anforderungen nicht erfüllen, verlieren schneller an Marktwert – sei es durch steigende Betriebskosten, sinkende Nachfrage oder erschwerten Verkauf. Durch gezielte ESG-Maßnahmen (z. B. Austausch der Heizung, Dämmung, LED-Beleuchtung, Mobilitätskonzepte) kann dieser Wertverlust abgewendet oder sogar in einen Wertzuwachs verwandelt werden.
  • Attraktivität für Mieter und Nutzer: ESG-konforme Gebäude werden nicht nur regulatorisch bevorzugt, sondern auch von Mietern nachgefragt. Energieeffizienz, Luftqualität, Tageslichtversorgung, Barrierefreiheit oder Mobilitätsangebote sind zu relevanten Entscheidungsfaktoren geworden – insbesondere bei institutionellen oder internationalen Mietern.
  • Zugang zu Finanzierung und Kapital: Banken und institutionelle Kapitalgeber achten zunehmend auf Nachhaltigkeitsprofile der Objekte. Green Loans, ESG-linked Loans oder die Integration in ESG-Portfolios setzen Mindeststandards voraus. Wer hier vorausschauend handelt, sichert sich Zugang zu Kapital – oft zu günstigeren Konditionen.

Praxisbeispiele: ESG-Revitalisierung von Bestandsgebäuden

GalCap Europe hat bei mehreren Projekten in Wien und Europa gezeigt, wie ESG-konforme Transformation im Bestand gelingen kann. Dabei folgen wir einem systematischen Ansatz:

  • ESG-Screening und Potenzialanalyse im Bestand: Jedes Objekt wird hinsichtlich seiner energetischen, sozialen und Governance-Qualität geprüft. Schwachstellen werden priorisiert, wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen identifiziert.
  • Kombination technischer und konzeptioneller Maßnahmen: Austausch ineffizienter Technik, zeitgemäße Dach- und Fassadendämmung, smarte Gebäudeleittechnik, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität – kombiniert mit Nutzungsanpassungenund verbesserten Serviceangeboten durch den Eigentümer oder Dritte. Gerade im Zusammenspiel mit externen Anbietern ist hier vieles möglich. Bei allen Maßnahmen ist ökonomische Seite ebenso relevant wie die ökologische und es gilt, die Kostenseite nicht aus den Augen zu verlieren.
  • Mieterintegration und Kommunikation: ESG ist kein Selbstzweck. Besonders erfolgreich ist die Umsetzung dort, wo auch die Nutzer frühzeitig eingebunden werden – etwa durch Feedbackrunden, Informationsmaterial oder neue Services. Das stärkt nicht nur die Akzeptanz, sondern auch die Kundenbindung.
  • Erfolgsmessung: Maßnahmen werden bei GalCap nicht nur umgesetzt, sondern auch kontrolliert. Nur wenn der Energieverbrauch tatsächlich und messbar zurückgeht, ist etwas gewonnen.. So entsteht ein valider Track Record, der in künftige Projekte einfließt. Zertifizierungen alleine bringen weder der Umwelt noch dem Mieter eine Entlastung.

Fazit

ESG ist keine Bürde, sondern ein strategisches Werkzeug – vorausgesetzt, es wird aktiv und integriert genutzt. Wer ESG nicht nur „abarbeitet“, sondern als Gestaltungschance versteht, kann Risiken reduzieren, Werte steigern und Zukunftsfähigkeit beweisen. Gerade in der Revitalisierung von Bestandsimmobilien bietet ESG in vielerlei Hinsicht enormes Potenzial.

Im fünften Kapitel zeigen wir, wie eine erfolgreiche Transformation ganzer Portfolios funktioniert – und welche Schritte es braucht, um von Einzellösungen zu einer zukunftsfähigen Gesamtstrategie zu kommen.

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