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Nachhaltige Logistikhallen: Der Weg zu umwelt- und sozialverträglichem Bauen 

Logistikgrundstück in Hanau | Copyright: phase 5

Die Bauindustrie steht an einem Wendepunkt: 37 Prozent der globalen CO2-Emissionen entstehen im Zusammenhang mit Energie- und Betriebsprozessen im Bausektor. Die Branche muss sich anpassen, um sowohl den Klimawandel zu adressieren als auch nachhaltige Lösungen zu finden, die die Bedürfnisse künftiger Generationen sichern. In diesem Rennen um nachhaltiges Bauen sind nicht nur Umweltaspekte wichtig, sondern auch die sozialen Auswirkungen – von den Arbeitskräften auf der Baustelle bis hin zur Nutzung durch die Gemeinschaft. Logistikhallen sind ein Beispiel für diese Herausforderungen und Chancen.

Dafür hat die evolutiq Impact Advisory zusammen mit dem Institut für Nachhaltigkeit im Bauwesen der RWTH Aachen Leitplanken für die Bewertung der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit von Logistikhallen entwickelt. Die Ergebnisse sind nun im Fachmagazin „Developments in the Built Environment“ erschienen.

Logistikgrundstück in Hanau | Copyright: phase 5

Nachhaltigkeit ganzheitlich denken: Lebenszyklusbasierte Bewertung von Logistikhallen

Das Ziel muss es sein, eine ganzheitliche, nachhaltige Perspektive in allen Phasen des Lebenszyklus von Logistikhallen zu integrieren. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Aspekte, sondern auch darum, die Umwelt- und sozialen Auswirkungen in jeder Phase zu berücksichtigen. Es ist wichtig, die relevanten Nachhaltigkeitsaspekte und -indikatoren zu bestimmen, um eine optimale ökologische und soziale Balance bei der Bewertung solcher Hallen zu erreichen.

Ein hilfreiches Werkzeug dafür ist die lebenszyklusbasierte Nachhaltigkeitsbewertung, die ein umfassendes Verständnis der Nachhaltigkeit eines Produkts oder Projekts ermöglicht. Diese Methode berücksichtigt nicht nur potenzielle Umweltauswirkungen, sondern auch soziale und wirtschaftliche Aspekte während des gesamten Lebenszyklus.

Die Bewertung der Nachhaltigkeit besteht aus drei Hauptelementen. Zunächst wird die sogenannte Ökobilanz eingesetzt, um die potenziellen Umweltauswirkungen, die während des Lebenszyklus eines Produkts entstehen, zu bewerten. Dazu gehören unter anderem der Einfluss auf den Klimawandel, das Versauerungspotenzial, die Eutrophierung, die Ökotoxizität und der Wasserverbrauch.

Das zweite Element ist die wirtschaftliche Bewertung der gesamten Kosten eines Produkts, von der Anschaffung über den Besitz bis hin zur Entsorgung. Diese Analyse liefert wertvolle Informationen für die Entscheidungsfindung in jeder Phase des Lebenszyklus eines Produkts.

Schließlich wird auch eine Analyse der sozialen Auswirkungen durchgeführt. Diese Bewertung untersucht sowohl positive als auch negative soziale Folgen, wie etwa Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Sicherheit von Beschäftigten, und ermöglicht somit eine umfassendere Betrachtung der Nachhaltigkeit eines Projekts. Trotz fehlender Standardisierung bieten etablierte Richtlinien bereits heute eine gute Grundlage für die Durchführung dieser sozialen Bewertung.

Umwelt entlasten, soziale Verantwortung stärken

Logistikhallen haben einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt, insbesondere durch den Einsatz von Baumaterialien wie Beton, der zu hohen CO2-Emissionen führt. Die Wahl von Beton mit höherer Festigkeit, wie C30/37, verursacht gegenüber schwächeren Sorten wie C25/30 etwa 20 % mehr Emissionen (gleichwohl ist die stärkere Sorte für bestimmte Bauanforderungen notwendig). Durch den Einsatz umweltfreundlicherer Betonmischungen oder recycelter Materialien könnte das Klima potenziell entlastet werden. Auch das Recycling von Baustoffen nach der Nutzung der Gebäude spielt eine wichtige Rolle für eine nachhaltigere Bauweise.

Neben der Umweltbelastung sind auch soziale Aspekte wie die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten in Logistikhallen entscheidend. Eine Analyse von Primärdaten wie Risikobewertungen und Zertifizierungen deutet darauf hin, dass in der Nutzungsphase keine wesentlichen Gefährdungen vorliegen, wenngleich einige Details wie die Bereitstellung persönlicher Schutzausrüstung genauer überprüft werden sollten. Insgesamt zeigt sich, dass sowohl ökologische als auch soziale Nachhaltigkeitskriterien bei der Planung und dem Betrieb von Logistikhallen stärker berücksichtigt werden sollten, um die Umweltbelastungen zu verringern und soziale Risiken zu minimieren.

Der vollständige Artikel mit dem Titel „Sustainability assessment of logistics halls“ im Fachmagazin „Developments in the Built Environment“ kann hier nachgelesen werden.

Weitere Autoren: Dr. Patrick Greß

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