
Systemisches Handling von regulatorischen Daten – Sind Kapitalverwaltungs-Gesellschaften auf Augenhöhe mit CRR-Instituten?
In der zunehmend datengetriebenen Finanzwelt stehen Kapitalverwaltungs-Gesellschaften (KVGen) vor der Herausforderung, regulatorische Anforderungen effizient und systematisch zu erfüllen. Dabei rückt das Thema Datenmanagement immer stärker in den Fokus – sowohl hinsichtlich Qualität, Verfügbarkeit und Sicherheit als auch im Hinblick auf die strategische Nutzung von Daten.
Betrachtet man den Bankensektor, werden die Vorteile ganzheitlicher Datenstrategien, zentraler Governance-Strukturen und der Abbau von Datensilos schon länger hervorgehoben. Gerade Institute sehen darin nicht nur einen Weg zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen, sondern auch eine Grundlage für datengetriebene Innovationen. Gleichzeitig wird in der Branche zunehmend anerkannt, dass Daten als strategisches Asset betrachtet werden.
Bei den KVGen fehlt ein entsprechend klarer Marker und die Spanne in der Entwicklung dürfte weit auseinanderklaffen. Aber sind Fondsgesellschaften im Vergleich zu Instituten beim Umgang mit regulatorischen Daten denn tatsächlich im Hintertreffen?
1. Regulatorische Anforderungen im Wandel
Für Institute stehen 2025 Themen wie CRR III, DORA, CSRD, FiDA und MiCAR im Fokus. Diese Regularien verlangen ein hohes Maß an Datenqualität, -verfügbarkeit und -sicherheit. Institute haben darauf mit massiven Investitionen in Data Governance, Data Lineage und automatisierte Reporting-Systeme reagiert.
Auch KVGen sind zunehmend intensiver betroffen – etwa durch CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation) und AIFMD II. Oder aber auch, wenn spezielle Investorengruppen ihre regulatorischen Reportinganforderungen weitestgehend ungefiltert durchreichen und die KVG damit Experten in Solvency II, VAG, CRR III und der GroMiKV werden müssen. Der Druck wächst, z.B. ESG-Daten, Risikokennzahlen und Reportingpakete konsistent, nachvollziehbar und prüfungssicher zu verwalten.
2. Der Status quo in Kapitalverwaltungsgesellschaften
Während Institute durch Vorgaben wie z.B. BCBS 239 frühzeitig zur Standardisierung gezwungen wurden, ist die regulatorische Reife bei KVGen stark unterschiedlich ausgeprägt. Viele Häuser haben in den letzten Jahren begonnen, ihre Datenarchitekturen zu modernisieren. Dennoch zeigen sich noch strukturelle Unterschiede zum Bankensektor:
- Fragmentierte Systemlandschaften: Während Institute oft zentralisierte Data Warehouses nutzen, arbeiten Fondsgesellschaften häufig mit Insellösungen – insbesondere bei kleineren Gesellschaften.
- Manuelle Prozesse: Excel-basierte Workflows sind in der Fondsbranche noch weit verbreitet, was die Fehleranfälligkeit erhöht und die Auditierbarkeit erschwert.
- Geringere IT-Budgets: Im Vergleich zu Instituten verfügen KVGen über deutlich weniger Ressourcen für datengetriebene Transformationen.
3. Datenmanagement aus Sicht der Kapitalverwaltungsgesellschaften
Kapitalverwaltungsgesellschaften sehen sich im Vergleich zu Institute mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert, die sich in mehreren Dimensionen zeigen:
Datenarchitektur
Viele KVGen arbeiten mit historisch gewachsenen, dezentralen Systemlandschaften. Eine durchgängige Datenarchitektur fehlt häufig, was zu Medienbrüchen und redundanter Datenhaltung führt. Der Aufbau zentraler Datenplattformen ist oft noch im Anfangsstadium.
Regulatorische Reife
Während Institute durch Vorgaben wie BCBS 239 frühzeitig zur Standardisierung gezwungen wurden, ist die regulatorische Reife bei der Administration von AIF stark unterschiedlich ausgeprägt. ESG-Reporting, SFDR und AIFMD II treiben zwar die Professionalisierung voran, doch einheitliche Standards fehlen.
Data Governance
Rollen wie „Data Owner“ oder „Data Steward“ sind in vielen Häusern noch nicht etabliert. Es mangelt an klaren Zuständigkeiten und dokumentierten Prozessen für Datenqualität, -pflege und -verantwortung.
Reporting-Fähigkeit
Das regulatorische Reporting erfolgt häufig noch in „batch-orientierten“ Prozessen mit manueller Nachbearbeitung. Echtzeit-Reporting oder automatisierte Validierung sind selten.
Investitionen in IT-Systeme
Im Vergleich zu Institute sind die Budgets für datenbezogene IT-Initiativen deutlich geringer. Investitionen erfolgen meist reaktiv – etwa zur Erfüllung neuer regulatorischer Anforderungen – und nur selten leider strategisch vorausschauend.
Diese Unterschiede führen dazu, dass viele KVGen beim systemischen Datenhandling noch nicht auf Augenhöhe mit Instituten agieren – auch wenn der Wille zur Transformation zunehmend spürbar ist.
4. Fiktives Praxisbeispiel: Solvency II Reporting im Format TPT 7.0
Eine mittelgroße KVG, die mehrere Spezialfonds für Versicherungsunternehmen verwaltet, sah sich zu Beginn des Jahres 2025 mit steigenden Anforderungen im Rahmen des Solvency II Reportings konfrontiert. Das Tripartite Template (TPT), das von der BVI in Zusammenarbeit mit der EIOPA entwickelt wurde, wurde auf die Version 7.0 angepasst und die Anforderungen an Datenkonsistenz, Vollständigkeit und Aktualität stiegen noch weiter.
Die KVG hatte bislang keine zentrale Datenplattform. Die für das TPT benötigten Informationen – etwa zu Look-Through-Daten, Risikokennzahlen, Derivaten oder ESG-Merkmalen wurden aus verschiedenen Dateien und Systemen (Portfoliomanagement, Risikocontrolling, externen Datenlieferanten) manuell zusammengeführt. Dies führte zu:
- Einem hohem Abstimmungsaufwand zwischen Fachbereichen;
- inkonsistenten Datenständen;
- und verzögerten Lieferungen an die Versicherungsmandanten.
Eine Lösung könnte sein, ein regelbasiertes Datenqualitätsframework einzuführen, dass die TPT-relevanten Daten automatisiert prüft und validiert. Zudem könnte ein zentrales Datenmodell entwickelt werden, das die Anforderungen auch aus weiteren Reportings, z.B. Regulatorischen Meldungen integriert. Schon durch diese zwei Projekte ließe sich die Datenlieferungen in jedem Falle beschleunigen und die Fehlerquote im Reporting signifikant senken (Bei vergleichbar geringem Aufwand).
Fazit: Aufholbedarf mit Potenzial
Kapitalverwaltungsgesellschaften stehen beim systemischen Handling regulatorischer Daten noch nicht auf Augenhöhe mit Instituten. Die Gründe liegen in historisch gewachsenen Strukturen, geringeren Budgets und einem späteren regulatorischen Fokus. Doch der Wandel ist spürbar: Die Anforderungen steigen, und mit ihnen die Bereitschaft zur Transformation.
Die entscheidende Frage lautet also nicht mehr, ob KVGen ihre Daten systematisch managen müssen – sondern wie schnell sie es schaffen, dies auf einem mit Instituten vergleichbaren Niveau zu tun.